Stef beim Torfstechen
Peat

Torf

In 2019 kündigte die schottische Regierung 20 Millionen Pfund für die Wiederherstellung von Moorlandschaften an. Weitere 250 Millionen Pfund sollen in den nächsten 10 Jahren dazu kommen. Moore sind ein wichtiger Bestandteil der schottischen Landschaft sowie Teil unseres kulturellen und natürlichen Erbes. Sie sind ein international wichtiger Lebensraum und ein äußerst bedeutender Kohlenstoffspeicher. Schottlands Torfböden bedecken mehr als 20% des Landes, ein Gebiet fast so groß wie Wales. Somit bildet Torf mit rund 1,7 Milliarden Tonnen Kohlenstoff den größten Kohlenstoffspeicher an Land, was den Treibhausgasemissionen Schottlands den Wert von 140 Jahren entspricht. Sie sind daher in Zeiten des Klimawandels sehr wichtig. 

Rannoch MoorRannoch Moor ist eines der größten Hochmoore in Europa

Doch was ist eigentlich ‘Torf’? 
Moore sind die Hauptquelle für Torf und Torf ist ein bisschen wie Porridge - 10% fest und 90% Wasser. Das kennt Ihr bestimmt von manchen Wanderungen in Schottland! Torf besteht aus verfallener Vegetation, hauptsächlich aus Sphagnum Moos (Torfmoos). Dieses Moos kann das 20- bis 30-fache seines Trockengewichts an Wasser halten. Als Vergleich ein durchschnittlicher Haushaltsschwamm hält nur das 7-fache seines Trockengewichts. Darum wurde Sphagnum noch bis zu Zeiten des 2. Weltkrieges für Wundverbände benutzt. 

Sphagnum MoosSphagnum Moos 

Moore gibt es in ganz Schottland. Am umfangreichsten sind die riesigen Weiten im Norden und Westen und auf den Hebriden- und Shetland-Inseln, aber es gibt auch Moore in den schottischen Lowlands. Diese rein von Regenwasser gespeisten Systeme befinden sich beispielsweise im Central Belt, in Aberdeenshire und in Dumfries & Galloway.

Torf ‘wächst’ nur ca. 1mm pro Jahr und beinhaltet somit eine Zeitkapsel in seinen Tiefen. Torfmoore beherbergen menschliche Artefakte, wie alte Schatzkammern mit Schmuck oder Schwertern, die vor Tausenden von Jahren in das Moor geworfen wurden. Eine andere Kuriosität, die Torfschneider oft gefunden haben, ist „Moorbutter“ in Tontöpfen. Unsere Vorfahren benutzten das kühle Moor als Kühlschrank, wo auch schon mal was liegenbleiben konnte. Torfmoore sind anaerob und können daher wunderbar konservieren. Diese Eigenart führte auch dazu, dass man auf der ganzen Welt sogenannte „Moorkörper” konserviert vorfindet. Einige dieser Menschen haben ein grausiges Ende gefunden, wobei einige Körper ein noch intaktes Seil um den Hals hatten. Das Moor gibt auch einen Querschnitt von Pollen und Insekten über mehrere Jahrhunderte hinweg. Wichtig um z.B. heraus zu finden, was bei unseren Vorfahren auf den Tisch kam.

Moose gibt es in vielerlei FarbenMoose gibt es in vierlei Farben

Wie wird Torf abgetragen? 
Zuerst muss die Grasdecke abgetragen werden, sodass man besser an den darunterliegenden weichen Torf gelangen kann. Geschnitten wird mit einem besonderen hierfür vorgesehenen Werkzeug, dessen Namen und Aussehen von Ort zu Ort variiert.

Torf WerkzeugeTorf Wekzeuge (Bild courtesy of Argyll National Nature Reserves)

Der Vorgang kann man ganz gut in diesem YouTube Video sehen. 

Der Torf wird zunächst an der Ausgrabungsstelle in losen, kleinen Häufchen gestapelt, um von Wind und Sonne erstmal ein wenig getrocknet zu werden. Später wird er nach Hause transportiert, wo er dann in größeren Stapeln vorm Haus oder im Schuppen fertig trocknen kann.

Torfstapel auf LewisTorfstapel vorm Haus, Insel Lewis

Eine arbeitsintensive und schweißtreibende Arbeit also, bis man seine „Peats“ im Ofen verbrennen kann -  aber in Gegenden wo es kaum Holz gab und Kohle zu teuer war, war dies die einzige Alternative. 

Peat Stackers courtesy of Orkney Library
Torfschneider bei der Arbeit auf Orkney (picture courtesy of Orkney Library)

Wozu wurde Torf benutzt? 
Erst in jüngster Zeit haben wir die Leichtigkeit, unseren Kraftstoff über ein Stromkabel oder über eine Gasleitung zu beziehen. Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts, mussten viele Menschen ihren Treibstoff aus dem örtlichen Torfmoor holen und viele Menschen behalten die Tradition bis heute bei. Torf war für einen Großteil der schottischen Bevölkerung essentiell für das tägliche (über)leben. Er wurde für Heizung und zum Kochen benutzt, Getreide wurde damit getrocknet, Fleisch und Fisch damit geräuchert und konserviert.  Auch die Asche wurde verwendet – um den Boden für ihre Kohlsämlinge zu bereichern, um Schafe zu markieren und als Zutat für Zement. Torf war der Brennstoff der armen Landbevölkerung, wurde aber auch in Städten verwendet. Und auch nicht nur in Wohnhäusern sondern auch kommerziell, vor allem in der Metalschmelze. 

Einige schottische Whiskybrennereien, wie die auf Islay, verwenden Torffeuer, um gemälzte Gerste zu trocknen. Dies verleiht den Whiskys einen unverwechselbaren Rauchgeschmack, der oft als "peatiness" bezeichnet wird. Bereits im 14. Jahrhundert entdeckten die Europäer die heilende und entspannende Kraft des warmen Moorschlamms. Und bis heute ist dieses Naturheilmittel in Kurorten weit verbreitet.

Torf stechen war harte Arbeit und Teil der ländlichen Tradition – in Schottland wie auch in Irland. Wer den etwas süßlichen Geruch von ‘peat’ kennt wird diese Erinnerung immer mit dem Land verbinden. 

Stef sticht Torf auf IslayStef beim Torfstechen auf der Insel Islay

Wir schliessen den Blog hier mit einem Gedicht des schottischen Schriftstellers, Donald S Murray (dessen Buch ‘The Dark Stuff’ sehr zu empfehlen ist). 

Storytelling – Donald S Murray
We raised from the moor
Dark slabs of peat
Lifted from the depths
With soiled hands and feet
Firm upon the peat blade 
Before laying each to dry 
Flat upon the heather, 
Allowing wind and skye
To perform their part 
In our labours; 
Placing them in stacks 
beside which neighbours
gathered to assist us
in taking fuel back home. 
Later, we’d scatter scraps of turf
On fires these nights we sat alone
Listening to the tales they told
As that glow whispered of the days 
When men walked far on moorland,
Stories sparking into legends flaming in each blaze. 


 

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Von Stef
Geschrieben am 28. Februar 2021