Papageitaucher auf Lunga
Wanderreise Mull, Iona, Staffa & Lunga

Die Puffins von Lunga

Wir veranstalten schon seit 1997 Wanderreisen auf der Insel Mull und verbringen immer eine ganze Wanderwoche dort. Die Wanderungen sind abwechslungsreich und traumhaft schön: Steilküste, Wälder, Berge, Strände, Felsen, Wasserfälle - hier ist alles dabei.  Unsere Unterkunft – Knock House – ist ziemlich luxuriös und ein Erlebnis an sich. Zu den Reisehighlights gehört der Besuch der heiligen Insel Iona mit ihren weißen Sandstränden zwischen Granit und Gneiss Felsen, sowie Fingal’s Cave, das geologische Weltwunder aus Basaltsäulen auf der Insel Staffa. Aber wenn wir Guides die Reiseteilnehmer am Ende der Reise fragen: „Was hat Euch denn hier am besten gefallen?“  kommt fast immer die gleiche Antwort: 

„Die Puffins von Lunga“

Papageitaucher auf LungaLunga - die Insel der Puffins

Puffins – so heißen in Schottland die Papageitaucher - nisten in großen Mengen auf der Insel Lunga, der größten der vulkanisch geprägten, unbewohnten Treshnish Inseln, die auf halber Strecke zwischen den Hebriden Inseln Mull und Coll liegen. Nur im Frühjahr und Sommer sind sie hier zu Hause. Zwischen Ende April und Anfang August wimmelt es von tausenden Küstenvögeln – neben den Puffins sind vor allem auch Trottellummen, Tordalke und Dreizehenmöwen hier zu sehen. Sie kommen lediglich an Land zu brüten – den Rest des Jahres verbringen sie auf dem offenen Ozean.

Orange ist für Puffins die Farbe des Brütens, des Sommers. Der Schnabel ist im Winter gräulich und wird erst mit dem zunehmenden Licht des Frühlings hormonell gesteuert orange, die Farbe des Angebens und der sexuellen Anziehung. Schau mal: bin ich nicht einfach prächtig?

Schau mal wie schön ich bin!Unwiderstehlich?

Die Puffins nisten in kleinen Höhlen im sandigen Boden, meist am Klippenrand. Die Pärchen (die übrigens fast immer lebenslängliche Partnerschaften führen) investieren alles in ein einziges Ei, das sechs Wochen lang ausgebrütet werden muss. So putzig, gesellig und charmant sie auch erscheinen, ihr Leben ist doch ziemlich hart. Die Küken, die in English übrigens den herrlichen Namen Pufflings tragen, müssen in 6 Wochen ihr Gewicht versechsfachen. Die Eltern brauchen Nahrung für sie – und fast alle hier nistenden Vogelspezies suchen die gleiche Beute – Sandaale - und zwar ganz, ganz viele!

Puffin mit SandaaleErfolgreicher Papageitaucher mit Sandaalen

Wissenschaftler haben in den letzten Jahren einiges über das Verhalten der Papageitaucher erfahren. Sie schätzen, dass die Eltern täglich bis zu 450 Sandaale benötigen, nur um ihre Küken und sich selber zu ernähren, denn ihr Energieaufwand ist enorm: in schlechten Jahren müssen sie hunderte von Kilometern täglich auf der Nahrungssuche in der Luft zurücklegen. Während der Brutzeit verbringt ein Puffin außerdem im Schnitt stolze 7 Stunden unter Wasser. Puffins sind eher tollpatschig auf Land und nicht die effizientesten Flieger, aber Wasser ist ihr Element. Sie sind beeindruckende Taucher. Sie können am Stück bis zu 2 Minuten unter Wasser bleiben und Tiefen von über 70 Metern erreichen, dabei tauchen sie geschätzt 600 bis 1100 mal pro Tag. Dies ist natürlich energietechnisch sehr, sehr aufwendig: für uns Menschen umgerechnet wäre das wie den ganzen Tag mit dem Vorschlaghammer gegen eine Steinwand hauen.  Was wir auf Lunga sehen sind die Ruhephasen in einem sonst harten Kampf um das Überleben. Aber überleben können sie schon: jedes Jahr kehren 95% der erwachsenen Vögel auf ihre Brutplätze zurück und gar 75 % der Pufflings schaffen es nach einem Jahr zurück zu ihrem Geburtsort. Sie können auch über 30 Jahre alt werden. Der hohe Aufwand lohnt sich also, diese kleinen putzigen Vögel sind äußerst erfolgreich!

Anfang August ist (für uns menschliche Bewunderer) die Puffin Pracht leider vorbei. Der Puffling zieht alleine los und kurz darauf folgen die Eltern, die getrennt in den Atlantischen Ozean aufbrechen und sich erst im nächsten Frühling auf Lunga wiedersehen werden. 

Papageitaucher mit NistmaterialPuffin mit Nistmaterial

„Puffin Therapie“
Ich war schon etliche Male auf Lunga und bekomme dort immer das gleiche Gefühl – es geht mir sau gut! Man ist es als Mensch gewöhnt, dass wilde Tiere und Vögel sich aus dem Staub machen, sobald man auftaucht. Hier ist es anders. Vielleicht fühlen sich die Puffins sicher, wenn Menschen da sind, denn sie werden in unserer Anwesenheit tatsächlich nicht von den Skuas und Mantelmöwen gestört, die sonst hier für Unruhe sorgen. Wie auch immer, sie schauen förmlich in die Kameralinse und wir können aus ein paar Meter Entfernung ihren Alltag beobachten, ohne das Gefühl zu haben, sie zu stören. Angst scheinen sie wenig zu haben, Respekt aber schon, und das haben wir Besucher auch. Deswegen nähern wir uns sitzend oder liegend den Nistplätzen, denn wir wollen nicht, dass ihre Dächer einbrechen! 

Puffin Therapy auf Lunga Puffin Therapie, das tut gut!

Hat man einen bequemen Sitzplatz beginnt die „Puffin Therapie“. Wir können ihr Verhalten aus nächster Nähe beobachten: Nistmaterial einsammeln, mit den Nachbarn ein Schwätzchen halten, ihr lustiges, geselliges hin und her trapsen. Dort erscheint plötzlich ein Puffinkopf aus einem Loch vor Deinen Füßen, und da macht einer eine tollpatschige Rutschlandung in den Grasnelken und kann sich gerade noch vor einem Zusammenstoß mit Deinem Wanderschuh halten. Das Ganze ist äußerst wohltuend und man verbringt die Stunden dort mit einem permanenten Lächeln im Gesicht. Man fühlt sich als Mensch einfach gut nach einem Besuch auf Lunga. 

Puffins wollen auch mal schlafenNur noch ein letztes Puffinbild: sie brauchen auch ein wenig Ruhe

Da wir viel mehr als nur Puffins auf dieser Reise sehen: hier ein paar Impressionen unserer Wanderreise dort im Juni 2019. Mit großem Dank an die sehr nette Gruppe sowie an unser Küchenteam Kate und Bernie, die uns reichlich verwöhnt haben. Bilder von Martin Forsyth, Annette Forsyth und Henning Gerloff.

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Von martin
Geschrieben am 24. Juni 2019
Blogkategorie
Mull, Iona, Staffa & Lunga Wanderreise

Impressionen Juni 2019

Lunga, Gipfel
Loch Ba bei einem Abendspaziergang
Birkenwald auf Mull
Treshnish Küstenwanderung
Iona
Rhododendron und sattes Grün
Abendliches Knock House mit Regenbogen und einem Schotten
Lochbuie Wanderung
Mutter & Kind, Treshnish Halbinsel
Staffa
Staffa & Dutchman's Cap im silbrigen Licht
Hey, ich bin eine Trottellumme und auch schön!
Seitental bei Loch Ba
Laggan Sands, Mull
Leuchtturm bei Tobermory
Und Tschüss