Unbekannt aber inspirierend

Drei Töchter Edinburghs

Schottland hat über die Jahrhunderte hinweig zahlreiche Frauen ins Scheinwerferlicht gebracht. Von Mary Queen of Scots bis hin zu Nicola Sturgeon, Annie Lennox und Sportlerin Dame Katherine Grainger. In diesem Blog erkunden wir das Leben von drei historischen Frauen, die vielleicht weniger bekannt sind. 

Catherine Sinclair (1800-1864)
Edinburgh ist voller Statuen. Wohin man schaut, ein ehemaliger Premierminister hier, ein Kirchenmann dort. Doch es gibt in der ganzen Stadt nur zwei Monumente im Namen einer Frau. Königin Viktoria wurde auch hier verewigt (wenn auch in einem etwas rauen Teil von Leith). Das andere wird gerne überschaut und viele wissen nicht wem es gewidmet wurde. Das Denkmal steht im Herzen der New Town, unweit von Nummer 6 Charlotte Street, das früher Catherine Sinclairs zuhause war (Dies ist noch immer eine bekannte Adresse in Schottland. Heutzutage ist sie die offizielle Residenz der schottischen First Ministerin Nicola Sturgeon).

Catherine Sinclair Denkmal, Edinburgh

Catherine Sinclair lebte dort im 19. Jahrhundert, gemeinsam mit ihrer Familie. Alle Sinclair Familienmitglieder waren über 180cm groß und so wurde dieser Teil von Charlotte Square auch gerne als ‘Giant’s Causeway’ beschrieben (wie die gleichnamigen Basaltformationen in Nord-Irland, die nach einem Riesen benannt wurden!). Aber abgesehen von ihrer Größe wurde Catherine hauptsächlich wegen ihrer Kinderbücher bekannt. Die Autorin war eine der ersten die von dem damals gängigen moralisierenden Ansatz Abstand nahm. Sie schrieb für Kinder und wurde zu Lebzeiten dafür berühmt.

Catherine Sinclair 1800 - 1864

Zu Sinclairs Aktivitäten in Edinburgh gehörten gemeinnützige Arbeiten wie die Einrichtung von Kochdepots sowie die Wartung einer Missionsstation am Water of Leith. Sie war maßgeblich an der Sicherung von Sitzplätzen für überfüllte Durchgangsstraßen beteiligt und gab in Edinburgh das Beispiel, Trinkbrunnen einzurichten. Wem also beim Wandern durch Edinburgh die Luft ausgeht und sich auf einer der zahlreichen Bänken ausruht, weiss jetzt wem er das zu verdanken hat. 

Dr Elsie Inglis (1864-1917)
Inglis war eine innovative schottische Ärztin, wegweisende Chirurgin, inspirierende Lehrerin, Suffragistin und Gründerin der schottischen Frauenkrankenhäuser und die erste Frau, die den serbischen Orden des Weißen Adlers innehatte. In Indien geboren, studierte sie in Edinburgh und Paris und gründete mit ihrem Vater das Edinburgh College of Medicine for Women. Inglis war entsetzt über den Standard der Versorgung und die mangelnde Spezialisierung auf die Bedürfnisse weiblicher Patienten und schaffte es, eine Stelle im bahnbrechenden New Hospital for Women in London und anschließend in der Rotunda in Dublin, einem führenden Entbindungsheim, zu erhalten. Als die Universität von Edinburgh ihre medizinische Kurse für Frauen eröffnete, promovierte sie dort in 1899. Ihre Unzufriedenheit mit der medizinischen Versorgung von Frauen führte sie durch die Wahlrechtsbewegung zu politischem Aktivismus. Sie war in den 1890er Jahren die Sekretärin der Edinburgh National Society for Women's Suffrage und kämpfte für Wahl- und Gleichberechtigung. Elsie Inglis’ medizinische Karriere überschnitt sich mit ihrem Kampf um ein Frauenwahlrecht und ihre Wahlrechtsaktion mit der Kriegsarbeit.

Elsie Inglis Grabstein
Inglis war 1914 fast fünfzig Jahre alt, als der Krieg erklärt wurde, aber ihr Eifer und Patriotismus veranlassten sie, dem Kriegsministerium ihre Dienste anzubieten, nur um abgelehnt zu werden. Inglis ließ sich nicht abschrecken und versuchte, unabhängige Krankenhauseinheiten mit Frauen zu bilden und wurde schließlich in Serbien aufgenommen, wo sie 1915 als Chefärztin hinging. Im Herbst wurde Serbien von Deutschland besetzt und Inglis nach Hause geschickt. Nach ihrer Rückkehr nach Schottland setzte sich Inglis für Hilfe in Serbien ein und im April 1916 wurde Inglis als erste Frau mit dem Orden des weißen Adlers ausgezeichnet. Inglis wusste, dass sie Krebs hatte und konnte nicht mehr als Chirurgin arbeiten, obwohl sie die Abteilung weiterhin leitete. Obwohl sich die politische Situation rapide verschlechterte, weigerte sich Inglis zu gehen, bis die Serben aus Russland vertrieben wurden. Als die Einheit schließlich ging, schickte Inglis ein Telegramm nach Hause und sagte: "Alles zufriedenstellend und alles in Ordnung, außer mit mir." Inglis und ihre Einheit landeten in Newcastle und am folgenden Tag, dem 26. November 1917, starb Inglis in Gegenwart ihrer Schwestern. Sie ist im Dean Cemetery begraben. 

Jackie Kay (1961-) 
Zum Abschluss eine weitere Tochter Edinburghs. Und eine die noch am Leben ist! Jackie Kay ist eine der bekanntesten Autorinnen und Poetinnen Großbritanniens. Seit 2016 ist sie Scots Makar, die nationale Dichterin (poet laureate) in Schottland. Jackie Kay wurde als Tochter einer schottischen Mutter und eines nigerianischen Vaters geboren. Sie wurde als Baby von einem weißen schottischen Paar adoptiert und wuchs in Bishopbriggs, einem Vorort von Glasgow, auf. Ursprünglich hatte sie Ambitionen, Schauspielerin zu werden, und beschloss, sich auf das Schreiben zu konzentrieren, nachdem Alasdair Gray, ein schottischer Künstler und Schriftsteller, ihre Gedichte gelesen und ihr gesagt hatte, dass sie schreiben sollte. Sie studierte Englisch an der University of Stirling und ihr erster, teilweise autobiografischer Gedichtband, The Adoption Papers, wurde 1991 veröffentlicht und gewann 1992 den Scottish First Book Award der Saltire Society und 1992 den Scottish Arts Council Book Award. Ihr Roman ‘Die Trompeterin’ (1999) wurde auch ins Deutsche übersetzt. Später hat Kay in ihren Gedichten auf ihre unkonventionelle Erziehung zurückgegriffen und sie mit Humor und großer Zuneigung in ihrem autobiografischen Bericht über die Suche nach ihren leiblichen Eltern, Red Dust Road (2010), beschrieben, den sie als "Liebesbrief" an ihre Adoptiveltern bezeichnet hat. Zum 2020 Edinburgh Hogmanay hat sie als Scots Makar ein Gedicht verfasst, welches dann in einem wunderbaren Dreiteiler artistisch umgesetzt wurde. 

Jackie Kay, Courtesy of GettyJackie Kay, Picture Courtesy of Getty

Hier ein Link zu dem unbedingt sehenswerten Video:

https://www.youtube.com/watch?v=Xx3Zmkgt2no

Und den ersten Teil habe ich versucht ins Deutsche zu übersetzen: 

Gedicht 'Fare Well' - Jackie Kay 

Diese Luft hat Heidekraut und Malz im Atem wie es seufzt, 
nach einem Jahr des Todes 
Ausgeatmet, unter der blauen Maske seiner Flagge. 
Das Andreaskreuz war ein Warnkreuz. 
'Komm nicht zu nahe.'
Und diese Luft konnte nicht singen die alten vertrauten Lieder
oder Fußballgesänge oder Kirchenlieder; 
oder seine Trauer in Beerdigungen für die Verstorbenen; 
oder sein Lachen wie Konfetti über das frisch verheiratete Paar. 

Aber der einsame Dudelsackspieler füllt den Blasebalg mit Luft; 
unsere individuellen Atemzüge atmen im Gebet aus, 
Kirche oder weltlich, über diesen Dächern; reisen endlos und nicht aufhören ... 
Bis die Zeiger die Minuten aus der Uhr ringen und 
das neue Jahr dreht seinen Schlüssel im Schloss des alten Jahres.

Edinburghs Hogmanay 2020

Eine Liste berühmter schottischen Frauen über die Jahrhunderte findet Ihr hier: 
https://www.thefamouspeople.com/scotland-women.php

 

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Von Stef
Geschrieben am 11. Januar 2021
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