Die Stevenson Leuchttürme
Manche meiner Wanderkollegen wollen auf allen 282 Munro Gipfeln stehen. Ich dagegen klappere seit Jahren alle Leuchttürme an der schottischen Küste ab, die von der Stevenson Dynastie erbaut wurden. Ist mal ein etwas anderes Hobby…Seit ich denken kann, zieht es mich ans Meer und an die Küste. Luft, Strand, Wellen… Genuss pur, gut für die Seele und der beste Ort die Spinnweben weggepustet zu bekommen.
Ich liebe das Meer und die Küste
Doch warum Leuchttürme? Ich finde sie stehen als Zeugnis für das Beste im Menschen da. Sie sind Wegweiser und Rettungslicht, markieren eine sichere Passage in der Dunkelheit. Guiding Lights. Oftmals findet man sie an den spektakulärsten, einsamsten Orten und oftmals ist der Weg das Ziel sie zu entdecken.
Dunnet Head Leuchtturm mit Blick nach Orkney
Jahrhunderte lang waren die Meere um Schottland für Schiffswracks berüchtigt. Für manche Gemeinden an den Küsten wurde es zu einem Nebeneinkommen, Treibgut an den Stränden aufzusammeln oder gar falsche Leuchtfeuer anzuzünden, um die Seefahrer zu verwirren und in den Untergang zu locken. Die einzigen Hilfsmittel der Seefahrer waren Geschicklichkeit, Glück und ein einziges Kohlenfeuerlicht an der Ostküste (auf der Isle of May), das normalerweise durch Regen gelöscht wurde.
Immer mehr Schiffe, mit ihren Gütern und Besatzung gingen an den Küsten Schottlands verloren. Nach vielem Hin und Her wurde im Jahre 1786 die Institution ‘Commissioners of Northern Light Houses’ ins Leben gerufen und der Bau der schottischen Leuchttürme begann. Man wollte die Schifffahrt wieder sicherer machen.
Insel Scalpay Leuchtturm
Die ersten vier Leuchttürme wurden an strategischen Positionen vom Architekten Thomas Smith gebaut, der sich einen Namen in Edinburgh gemacht hatte mit dem Entwurf von Straßenbeleuchtung. Die Orte wurden dort ausgesucht, wo es viel Schiffverkehr und Gefahren gab: Kinnaird Head (bei Fraserburgh), North Ronaldsay (Orkney), Scalpay (Harris) und Mull of Kintyre im süd-westen Schottlands.
Innenraum Kinnaird Head Leuchtturm
Und so begann die Stevenson Dynastie, wo vier Generationen einer Familie die schottischen Leuchttürme entworfen und erbauten. Darunter war Thomas Smith, der sowohl Stiefvater als auch Schwiegervater von Robert Stevenson war. Roberts Söhne und Enkel bauten nicht nur die meisten Lichter, oft unter den gefährlichsten Bedingungen, sondern leisteten auch Pionierarbeit bei vielen Verbesserungen bei Beleuchtung und Signalgebung, die den enormen Verlust an Leben in der Schifffahrt an den Küsten Schottlands verringerten.
Ardnamurchan Point Nebelhorn
Der berühmteste Vertreter der Stevenson Familie war aber das schwarze Schaf. Robert Louis Stevenson wurde viel lieber Schriftsteller als Ingenieur und wurde berühmt mit seinen Romanen ‘Die Schatzinsel’, ‘Der seltsame Fall von Dr Jekyll & Mr Hyde’ und ‘Kidnapped/ Die Abenteuer des David Balfour’. Robert Louis war sein Leben lang vom Meer fasziniert und verbrachte viel Zeit an der Küste Schottlands. Er sagte über seine Vorfahren: “Wann auch immer ich Salz in der Luft rieche, weiß ich, dass ich nie weit von dem Vermächtnis meiner Familie bin”.
Robert Louis Stevenson by Henry Walter Barnett, courtesy of State Library of New South Wales
Normalerweise gab es sechs Leuchtturmwärter auf Felsstationen (drei auf dem Felsen und drei an Land, die meist alle 4 Wochen wechselten). Meines Wissens nach gab es keine weiblichen Wärterinnen, aber ihre Familien lebten oftmals in der Nähe des Leuchtturmes oder auf dem Festland. Im Allgemeinen bestand die Hauptaufgabe der Leuchtturmwärter darin, das Licht- und Nebelsignal in einwandfreiem Zustand zu halten. Nachts musste jeder Mann im Lichtraum eine Wache halten, um das ordnungsgemäße Funktionieren des Lichts zu gewährleisten. Die Stunden dieses Dienstes waren je nach Art der Station unterschiedlich. Tagsüber waren alle Wärter damit beschäftigt, die Räumlichkeiten zu reinigen, gegebenenfalls zu streichen und im Allgemeinen sauber und ordentlich zu halten.
Am 31. März 1998 endete über 200 Jahre Leuchtturmwärter-Tradition in Schottland am Fair Isle South Leuchtturm - Schottlands letztem bemannten Leuchtturm.
Heutzutage werden alle Leuchttürme und Leuchtfeuer, die noch im Betrieb sind, zentral von Edinburgh aus gesteuert. Denn das Northern Lighthouse Board gibt es noch heute. Wer mal in Edinburgh ist, kann in der New Town an der Adresse 84 George Street eine kleine Nachbildung des Bell Rock Leuchtturms ausserhalb des Hauptsitzes sehen.
Head Office Northern Lighthouse Board, George Street, Edinburgh
Wer gerne mehr über die Stevenson Familie erfahren möchte, kann ich folgende Bücher empfehlen:
Bella Bathurst ‘The Lighthouse Stevensons’ (nur in Englisch erhältlich)
Stefan Krücken ‘Das kleine Buch vom Meer: Leuchttürme’ (in Deutsch)
Robert Louis Stevenson ‘Die Schatzinsel’ / ‘Treasure Island’ (in Englisch und Deutsch)
Jeannette Winterson ‘Der Leuchtturmwärter / Lighthousekeeping’ (in Englisch und Deutsch)
Muckle Flugga Leuchtturm von der Insel Unst - Unst war die Inspiration für Stevenson's Karte der Schatzinsel
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