Cornwall - Kernow

Wie einige von euch wissen, lebte ich über 10 Jahre in Cornwall und nenne es mein Zuhause, so sehr es für jemanden wie mich möglich ist, dieses Wort zu gebrauchen. ;) Die Lebensumstände haben mich vorerst wieder nach Freiburg zurückgebracht. 

CORNWALL oder „Kernow“ ist die Heimat der Cornish und so wird Cornwall dort genannt. Die Cornish bilden eine ethnische Minderheit keltischer Abstammung, die ganz am Ende der Halbinsel im Südwesten Großbritanniens lebt. Scheinbar vom Rest des Landes getrennt, soll dies “Wild Country” sein. Ein Land der Piraten! Und es stimmt!! Es gibt viele Geschichten über Piraten und Schiffe, die an den Felsen im Nebel angelockt worden sind, damit sie sinken und ihrer Ladung ans Land gespült wird direkt in die Hände der warteten Wreckers. 

Die Cornish haben auch ihre eigene Sprache (wenn auch nur ca. 400 Menschen die Sprache fließend sprechen). Sie ist eng mit der bretonischen Sprache Frankreichs verwandt. Sie haben eine starke Verbindung zu den Bretonen, da sie näher bei ihnen sind als zum Beispiel London und die Verbindung ist immer noch sehr lebendig. Die Sprache hat im letzten Jahrhundert eine Wiederbelebung erlebt und sogar eine Reihe von Grundschulen unterrichten jetzt Cornish. Ortsnamen sind meistens sowohl in Cornish als auch in Englisch. Nach einer 15-jährigen Kampagne wurden sie schließlich auch als Nation ethnischer Minderheiten anerkannt.

Die kornische Flagge besteht aus einem weißen Kreuz auf schwarzem Hintergrund und heißt die Flagge von St. Piran. Sie soll das weiße Zinn darstellen, das aus dem schwarzen Felsen fließt. Cornwall ist nicht nur ein Gebiet von außergewöhnlicher natürlicher Schönheit, sondern auch ein Weltkulturerbe im Bergbau. In Cornwall wurden hauptsächlich Zinn, Kupfer und Arsen abgebaut, und man kann viele der alten Bergbauschächte sehen, die in der Landschaft verstreut sind.

Ende des 19. Jahrhunderts ging der Bergbau zurück und viele Menschen aus Cornwall wanderten in Massen nach Australien, Kanada, Südafrika und Amerika aus, wodurch Diaspora auf der ganzen Welt entstanden. Sie waren wegen ihres außergewöhnlichen Ingenieurwissens sehr gefragt.

Als ich noch in Cornwall lebte, verbrachte ich viel Zeit damit, auf dem “South West Coast Path” zu wandern, im Meer zu schwimmen, zu Zelten oder im Herbst nach Schlehen zu suchen. Cornwall hat viele schöne Strände und Pfaden zu entdecken und aufgrund des warmen Golfstroms gibt es viele Pflanzenarten, die in Cornwall gut wachsen. Man sieht überall Palmen und exotische Pflanzen und auch viele Sukkulenten und Flechten, die die Küstenfelsen säumen.

Die Lizard Halbinsel ist der südwestlichste Punkt Großbritanniens und wirkt sehr exotisch. Entlang der Küste findet man auch wunderschöne grüne Serpentinenfelsen. Einheimische Künstler stellen Schmuck und Artefakte aus dem Stein her und verkaufen sie in kleinen Läden und Galerien. 

Fels aus Serpentine, Lizard Halbinsel

Wie überall in Cornwall kann man mit etwas Glück Delfine und Wale und viele Seevögel sehen. Wilde Ponys grasen frei auf den Wegen und wenn die Sonne scheint, ist die Landschaft einfach atemberaubend! Es gibt so viele Geschichten, die ich über Cornwall erzählen könnte, aber jetzt möchte ich ein wenig über das Essen schreiben!  

Wenn man in Cornwall ist, müssen ein paar Leckereien ausprobiert werden. Eine davon ist die Cornish Pasty. Es gibt viele verschiedenen Rezepte für die traditionelle Cornish Pasty, aber die Zutaten sollten nur aus den folgenden Zutaten bestehen: Rind (Steak oder Schmorfleisch), Kartoffeln, Steckrüben, Zwiebeln, Salz und Pfeffer. Diese Mischung kommt ungekocht in einen Mürbeteig und wird zusammengeklappt. Dann kommt das Crimping… anschließend wird die Pasty mit etwas Ei oder Milch bestrichen und ab in den Backofen.
Das Wesentliche dabei ist das “Crimping” – die Naht – an die man während des Verzehrs greift.  Es gibt auch unterschiedliche Meinungen ob der Naht seitlich oder oben sein soll für eine richtige Cornish Pasty. Ich finde seitlich am besten!

Cornish Pasties

Die Cornish Pasty stammt aus der Bergbauzeit. Die Frauen machten Pasties für ihre Männer, um sie in die Mine mitzunehmen. Sie waren sehr praktisch in die Hand zu nehmen. Ursprünglich war die Hälfte der Pasty mit etwas Süßem gefüllt, was sie zu einer ganzen Mahlzeit machte. Wie man ein Cornish Pasty richtig macht zeigt diese waschechte cornische Frau im Alter von 92 Jahren.

https://www.youtube.com/watch?v=Rbm861Mbm-Q

Die andere Leckerei, die man unbedingt ausprobieren sollte, sind die Cream Teas… Scones mit Clotted Cream und Jam. Es muss unbedingt Erdbeermarmelade sein und es gibt große Streitigkeiten darüber, was zuerst auf dem Scone verteilt wird. Die Marmelade oder die Clotted Cream? Clotted Cream ist eine sehr fettige Sahne, die dick und cremig ist, fast wie Butter.

Cream tea - lecker!

Wenn man Glück hat in der Nähe eines guten Pubs in Cornwall zu sein (und es gibt viele davon!), dann ist das der beste Ort um den Tag ausklingen zu lassen. Mit den Einheimischen zu sitzen und ihre Geschichten zu hören, ihre Musik und Gesang. Es gibt viele Pubs, die regelmäßig Musikabende anbieten. Es gehört zur Kultur, im Pub Shanty Lieder (Lieder der Seemänner) und andere Volkslieder gemeinsam zu singen. Dies stammt aus der Zeit als irische Missionare nach Cornwall gekommen sind.

Das Publeben in Cornwall ist bis heute eine wichtige Art des sozialen Zusammentreffens der verschiedensten Menschen und hilft Gemeinschaft zu bilden. Man trifft sich am Ende des Tages um lokale Nachrichten zu erfahren, Kontakte zu knüpfen, um zu Essen und zu Trinken, Witze und Geschichten zu erzählen. Einfach schön!!

Wer das alles einmal erleben möchte: wir sind jedes Jahr im Frühling in einem wunderschönen Haus direkt an der Küste mit Wandergruppen unterwegs. Meistens koche ich dort - Cornish Pasties und Cream Tea sind garantiert!

Porthpean House, unsere Unterkunft in Cornwall