Clans und Tartan
Chiefs, Kilts und Tartan

Schottische Clans

Nicht erst seit der Beliebtheit von Outlander und den Romanen von Diana Gabaldon, haben die schottischen Clans Bilder von Freiheitskämpfern, harscher Entbehrung und wilden Männern in Schottenröcken hervorgerufen. Doch was für eine Bedeutung hat ein Clan überhaupt?

Das Wort ‘Clan’ kommt aus dem Gälischen ‘clann’ und bedeutet ‘Kinder’ oder in diesem Bezug eher ‘Verwandtschaft’. Das Familienoberhaupt war natürlich der Clan Chief, dessen Herkunft oft auf seinem heldenhaften Stammbaum beruhte. In der Hierarchie kam unter dem Chief seine eigene und weitläufige (Bluts)Familienmitglieder. Die Familie war alles, aber dies bedeutete nicht, dass alle Personen innerhalb eines bestimmten Clan-Territoriums durch familiäre Verbindungen direkt miteinander verwandt waren. 

Clans waren in der Tat offene und anpassungsfähige Gemeinschaften. Nicht nur Familienmitglieder gehörten dazu, sondern der Clan wurde auch für die erweitert, die auf dem Clan-Land leben und arbeiten wollten. Es war naheliegend seinen Namen zu ändern, wenn man in einem solchen Clan Territorium lebte. Zum Beispiel als ich in Aviemore wohnte, wäre aus mir Stef (of Clan) Grant of Rothiemurchus (ein Landgut in Aviemore) geworden. 

Meall a Bhuachaille HeideblüteHier lebte einmal Stef Grant of Rothiemuchus

In solch einer Gemeinschaft gab es zwei Ideale: 

  • Dùthchas: der eigentliche, materielle Landbesitz, der Nahrung, Baumaterial und ein zu Hause bot. Der Chief als Familienoberhaupt, der nach seinen Leuten schaut. 
  • Oighreachd: das waren die gesetzliche Eigentumsrechte eines Chiefs. Der Chief als Landbesitzer. 

In der schottischen Geschichte hatte leider nur eine dieser Ideale eine Zukunft. Mehr dazu in einem zukünftigen Blog über die Highland Clearances. 

Diese Ideale von Dùthchas und Oighreachd standen meist in ständig ändernden Gleichgewicht. Aber für den größten Teil dieser Zeit ergänzten sie sich. Sie gaben den Clans kulturellen und sozialen Zusammenhalt und ermöglichten ihren Chiefs, seine Macht als Grundbesitzer zu erwerben, zu halten und auszubauen. Die Kombination dieser Prinzipien machte Clans zu einer hochwirksamen Form sozialer Organisation. Diese Verbundenheit von Menschen zu ihrem Land sieht man noch heute in Clan-Namen, z.B. MacLeans of Duart, MacDonalds of Glencoe usw....oder auch in den Kampfschreien der Clanmitgliedern. Wer mal mit mir auf einer Argyll oder Speyside Tour war, musste auch schon mal ‘Cruachan!!’ (der Kampfschrei der Campbells von Argyll) oder ‘Craigellachie!!’ (für Clan Grant von Speyside) rufen. 

Ben Cruachan
Ben "Cruachan!" in der Abendsonne

Clanmitglieder waren aber nicht nur Bauern und Mieter (aus den typischen Feldsystemen der schottischen Highlands, in Gälisch ‘Runrig’, hat die beliebte Musikgruppe ihren Namen), sondern oftmals wurde der Pflug auch mit dem Schwert ausgetauscht. Die Highländer haben sich viel gegenseitig bekämpft (oft wegen Disputen über Oighreachd), nicht nur mit den Engländern. Als Clan Mitglied durfte der Chief dich jederzeit auch zum ‘Kriegsdienst’ einberufen. 

Tartan 
Wenn man an Clans denkt, denkt man oftmals auch an die typischen Schottenröcke mit ihren farbenfrohen Mustern. Hier zum Beispiel zwei bekannte Kilt-tragende Figuren aus der Wandern Schottland Welt.

Martin und BernieMartin & Bernie im Schottenrock

Beispiele für karierte Stoffe gibt es auf der ganzen Welt und es gibt sie nicht nur in Schottland. Tartan kann als Stoff aus Seiden-, Baumwoll- oder Leinenfäden hergestellt werden, in Schottland ist es jedoch traditionell ein gewebtes Wolltuch.
Vor der Erfindung der synthetischen Farbstoffe Mitte des 19. Jahrhunderts stammten alle in Tartan verwendeten Farben aus natürlichen Farbstoffen. Einige davon stammten aus Schottland, während andere, wie Cochineal, aus dem Rot hergestellt wurde, aus Südamerika importiert wurden. Dies verteuerte Rot und damit einen hohen Status und erklärt, warum insbesondere einige Elite-Männer in Tartan mit viel Rot dargestellt sind.

Clan Tartan
König George IV auf seinem Schottland Besuch. Ja, viel rot!

Im Gegensatz dazu sind Clan-Tartans viel jünger und stammen aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. Zuvor waren charakteristische Muster eher mit einer Region oder einem Ort verbunden, so das Menschen auf den ersten Blick auf das Plaid eines Mannes den Ort seines Wohnsitzes erraten konnten. In den Highlands wurde aber meist nicht der Kilt getragen, den wir heutzutage kennen, sondern ein ‘Plaid’. Das große Plaid wurde aus zwei zusammengenähten Stofflängen hergestellt, um eine große Materialfläche von ungefähr 70 cm mal 5 Metern zu haben. Das Plaid wurde um die Taille des Trägers gewickelt, um einen kiltartigen Effekt zu erzeugen, der über dem Knie aufhörte, und der verbleibende Stoff wurde auf verschiedene Weise um den Oberkörper gelegt. Es wurde mit einem Hemd und einem Mantel, Strümpfen oder eng-anliegenden Hosen getragen, die ebenfalls aus Tartan bestanden und das Bein vom Fuß bis zur Taille umhüllte.

Eine gute Darstellung wie solch ein Plaid angelegt wird, zeigt Jamie Fraser in diesem youtube Video: 

https://www.youtube.com/watch?v=Ky8P_ARhIeA&feature=youtu.be

Was man alles bei Outlander lernt… können wir gerne mal auf Tour probieren! 

Bild des Benutzers Stef
Von Stef
Geschrieben am 22. Mai 2020