Orkney Steinkreis
5.000 Jahre Kulturgeschichte

Orkney im Neolthitikum

Auf Orkney sagt man, wenn man an seiner Oberfläche kratzt, blutet es Archäologie. Wohin man sieht, findet man Zeichen von unseren Vorfahren. 

Die Menschen des Neolithikums (Neolithic) - der Jungsteinzeit - waren die ersten Bauern in Großbritannien und kamen vor etwa 6.000 Jahren nach Orkney. Sie kultivierten das Land, etablierten Bauernhöfe und bauten schnell eine lebendige Kultur auf. Sie errichteten riesige Steinkreise, Kammergräber - und einen bedeutenden Gebäudekomplex am Ness of Brodgar. Die religiösen Überzeugungen, die diesen riesigen Werken zugrunde lagen, sind jedoch unbekannt, ebenso wie der Zweck der Brodgar-Tempel. Aufgrund jüngster Ausgrabungen weiß man, dass die Tempelanlagen wesentlich älter sind als der berühmtere Stonehenge in England. Viele Archäologen sind der Meinung, dass vor 5.000 Jahen Orkney das kulturelle Zentrum von ganz Großbritannien war. 

Ring of Brodgar
Der Ring of Brodgar (oder Brogar oder Ring o 'Brodgar) ist ein steinzeitlicher Henge- und Steinkreis auf der Hauptinsel des Orkney Archipels. Der Steinkreis hat einen Durchmesser von 104 Metern und ist der drittgrößte auf den britischen Inseln. Der Ring bestand ursprünglich aus bis zu 60 Steinen, von denen Ende des 20. Jahrhunderts nur noch 27 übrig waren. Die höchsten Steine stehen im Süden und Westen des Rings, einschließlich des "Kometensteins" im Südosten. Die Steine befinden sich in einem kreisförmigen Graben mit einer Tiefe von bis zu 3 Metern, einer Breite von 9 Metern und einem Umfang von 380 Meter, der von den damaligen Bewohnern aus dem massiven Sandsteingrundgestein geschnitzt wurde. Wie die Menschen die Steine bewegten, oftmals über viele Meilen hinweg, ist weiterhin ein Rätsel. Orkney Folklore besagt, dass diese stehenden Steine einst Riesen waren. Es wird gesagt, dass die Riesen eines Nachts als sie in ihrem Ringtanz schwelgten die Zeit vergaßen und von der aufgehenden Sonne ahnungslos erwischt und in Stein verwandelt wurden. Und hier müssen sie für immer stehen. 

Ring of Brodgar
Ring of Brodgar beim Sonnenuntergang

Stones of Stenness
Unweit vom Ring of Brodgar stehen die letzten vier Steine des Steinkreises von Stenness. Die Steine sind dünne ca. 30cm dicke Platten mit scharfkantigen Spitzen. Sie sind etwa 5m hoch und waren früher Teil eines elliptischen Kreises von 12 Steinen. Den Graben, den die Menschen drum herum ausgehoben haben, kann man nur noch andeutungsweise sehen. Der Eingang zum Steinkreis zeigt zur neolithischen Barnhouse-Siedlung, die neben dem Loch of Harray gefunden wurde. 
Noch im 18. Jahrhundert war Stenness mit Traditionen und Ritualen verbunden, die sich auf nordische Götter bezogen. Im Jahre 1814 kam sogar Sir Walter Scott zu Besuch. Ein Stein, bekannt als "Odin-Stein", der nördlich von den Steinen von Stenness in einer Wiese stand, wurde mit einem kreisförmigen Loch durchbohrt und von einheimischen Paaren verwendet, um Verlobungen zu versprechen, indem sie durch das Loch Händchen hielten. Der Odin Stein wurde auch mit anderen Zeremonien in Verbindung gebracht und ihm wurde magische Kraft zugesagt. Es wurde berichtet, dass im Odin-Stein alle Arten von Eiden oder Versprechungen mit der Hand geleistet wurden. Dies wurde als "Gelübde von Odin" bekannt. Im Dezember 1814 hatte Captain W. Mackay genug davon! Er war ein kürzlich nach Orkney eingewanderter Soldat, der Ackerland in der Nähe der Steine besaß und ihm gingen die Menschen die dauernd sein Grundstück betraten gegen den Strich. Aber nichts was man mit ein wenig Sprengstoff nicht lösen könnte! Den Odin Stein gibt es heute leider nicht mehr. 

Stones of StennessStones of Stenness

Maes Howe Kammergrab
Maeshowe ist eines der größten Gräber auf Orkney und hat einen Durchmesser von 35m und einen 11m langen Grabtunnel, den man auch heute noch als Besucher durchkriechen kann. Am Ende dieses Tunnels findet man die zahlreichen Seitenkammern, die zur Bestattung benutzt wurden. Doch die meisten Besucher kommen heutzutage nicht wegen der Kammer, sondern um Wikinger Graffiti zu sehen. Wie in der Orkneyinga Saga beschrieben, wurde Maeshowe etwa im 12. Jahrhundert von den berühmten Wikingern Earl Harald Maddadarson und Ragnvald, Earl of Møre, geplündert. Die Hünen brachen in die Grabkammer ein und benutzten sie als Unterschlupf in einer für Orkney typisch stürmischen Nacht. Um gegen die Langeweile zu kämpfen schnitzten die Krieger Runen in die Steinwand. Aber erwartet nichts poetisches… ‘Ingebjork ist die schönste Witwe’ oder ‘Diese Runen wurden von dem Mann geschnitzt, der am besten mit Runen im westlichen Ozean vertraut ist’. So sieht man dass sich manches menschliches Verhalten seit der Wikinkerzeit  kaum verändert hat!

Runen in Maes HoweWikinger Grafitti im Maes Howe Kammergrab 

Skara Brae 
Zuletzt, der Star der Kollektion. In Europa soll es das best-erhaltene Steinzeitdorf sein: Skara Brae. 

Skara BraeSkara Brae Steinzeitdorf

Im Winter 1850 traf ein schwerer Sturm Schottland und verursachte weit verbreitete Schäden und über 200 Todesfälle. In der Bucht von Skaill nagte das Meer an den Sandklippen und legte einen Teil eines großen Hügels frei, der als "Skara Brae" bekannt war. Als sich der Sturm verzog, fanden die Dorfbewohner den Umriss eines Dorfes, das aus mehreren kleinen Häusern ohne Dach bestand. Nach einer halb-herzigen Ausgrabung, dem Besuch von Grabräubern und dem Verlust von mehreren Häuser an das Meer, wurde der Ort erst in den 1920er Jahren von der University of Edinburgh professionell ausgegraben. 

Die Bewohner von Skara Brae waren Hersteller und Benutzer von gerillten Waren, einem unverwechselbaren Keramikstil, der kürzlich in Nordschottland aufgetaucht war.

Grooved Pottery OrkneySteinzeit Töpferei, Photo courtesy of Andrew Appleby

Der auf Orkney bekannte ‘Harray Potter’, Andrew Appleby, hat seine eigene Nachforschungen gemacht und stellt die gleiche Art von Keramik her. 
https://orkneypottery.co.uk/prehistoric-pottery/

Die Häuser in Skara Brae benutzten Erdschutz und wurden in den Boden versenkt – das Wetter auf Orkney war schon immer ziemlich rau. Sie wurden in Hügel aus bereits vorhandenem prähistorischem Hausmüll versenkt, die als Middens bekannt sind. Dies gab den Häusern Stabilität und diente auch als Isolierung gegen das raue Winterklima. Im Durchschnitt misst jedes Haus 40 Quadratmeter und verfügt über einen großen quadratischen Raum mit einem Steinofen, der zum Heizen und Kochen verwendet wurde. Angesichts der Anzahl der Häuser ist es wahrscheinlich, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr als fünfzig Menschen in Skara Brae lebten. 

Doch warum die Einwohner das Dorf vor 4.500 Jahren verließen ist bis heute ein Rätsel. 

Wer sich für die faszinierenden Ausgrabungen beim Ness of Brodgar interessiert, dem empfehlen wir folgende Webseite. Ness of Brodgar

 

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Von Stef
Geschrieben am 25. März 2021
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