In der Lochside Bar, Bowmore, Insel Islay.
Torfig, Rauchig, Salzig

Die Whiskies von Islay

Wir lieben Whisky so sehr, das es jetzt einen Anschluss-Blog zum Thema gibt. Lest unseren ersten Blog hier: 
https://www.wandern-schottland.de/blog/whisky

Islay, der südlichste Teil der Hebriden Inselkette, ist als "Königin der Hebriden" bekannt - und sicherlich der amtierende Monarch eines typisch rauchigen, torfigen Single Malt Whiskys. Aber dieses schlagende Herz der Destillation mit neun aktiven Brennereien hat noch viel mehr zu bieten - und weitere Destillen kommen gerade dazu. 

Lagavulin DistilleryLagavulin - hier geht die Post ab!

Islay hat eine Einwohnerzahl von ca. 3,300 Menschen (viele davon sprechen noch Gälisch), die neben der Landwirtschaft, hauptsächlich vom Tourismus und der Whiskyproduktion leben. Ein Großteil der Besucher kommt wegen dem Whisky, der Naturwelt und natürlich auch zum Wandern. Islay ist ein Zentrum des "Whisky-Tourismus" und veranstaltet jedes Jahr in der letzten Maiwoche ein "Festival of Malt and Music", bekannt als Fèis Ìle, mit Veranstaltungen und Verkostungen, die das kulturelle Erbe der Insel feiern.

Feis Isle WhiskyfestivalFeis Isle Bruichladdich Open Day, photo courtesy of The Islay Festival

Islay ist nur eine kleine Insel -  aber es gibt hier so viel Whisky! Warum eigentlich? 
Es wird angenommen, dass die irischen Mönche die Kunst der Destillation im frühen 14. Jahrhundert erstmals in Islay einführten. Aufgrund der Tatsache, dass Islay eine fruchtbare Insel für den Anbau von Gerste war, die früher bere genannt wurde, mit ausgezeichneten reinen Wasserquellen und viel Torf, hatte die Insel alles dafür, Whisky zu destillieren.

Ardbeg Whiskydestillerie, IslayArdbeg Destillerie

Und warum ist der Islay Whisky meist so torfig? 
Um die Gerste trocknen zu können, braucht man Brennstoff. Oft wird Holz oder Kohle (oder eine Mischung von beidem) verwendet – wenn man dieses Brennmaterial natürlich einfach beschaffen kann. Es gibt nicht viele Bäume auf Islay und da es eine Insel ist, muss alles importiert werden. Die Insel selbst besteht aber größtenteils aus Torf, der für den Heimbrennstoff und demnach für die Whiskyindustrie verwendet wird. Das Wasser auf Islay ist meist bräunlich (die Torfpartikel werden durch den Regen ins Wasser gespült), auch das Wasser das zum Whisky machen genutzt wird. Dann treiben die schottischen Winterstürme Seenebel weit ins Landesinnere, und dies sättigt den Torf, der durch die salzige Algenbrise wieder getrocknet wird. All diese Eigenschaften tragen zum Endgeschmack der Whiskies von Islay bei. 

Die Liste der derzeitigen neun Islay Distillen liest sich wie ein gälisches Gedicht (mit deutschen Übersetungen):

Ardbeg – die kleine Landzunge 
Ardnahoe – die Höhe der Aushebung
Bowmore – die große Biegung
Bruichladdich – steiles Küstenufer
Bunnahabhain – die Flussmündung 
Caol Ila – die Meerenge von Islay 
Kilchoman – die Kirche des Hl. Comman
Lagavulin – der Hohlraum der Mühle
Laphroaig – der Hang der breiten Bucht

Ein Franzose ist dabei die 10. Brennerei zu öffnen in Gartbreck, südlich von Bowmore. Des weiteren wird die in 1983 still gelegte Destille in Port Ellen von Großkonzern Diageo wiederbelebt – die Neueröffnung steht noch dieses Jahr an. 

In Bowmore DestillerieIn Bowmore Destillerie

So wie die Namen der Destillen zeigen, ist der Whisky und dessen Geschmack eng mit dem Land verbunden. Einen Tropfen Schottlands halt. Die meiste Arbeit findet auch weiterhin auf der Insel statt. Z.B. die gemalzene Gerste, die für die Herstellung von Whisky auf Islay verwendet wird, wird in Port Ellen Maltings gemäß den detaillierten Spezifikationen hinsichtlich des Torfgehalts jeder Brennerei hergestellt. Nur Bowmore, Laphroaig und Kilchoman haben ihre eigenen Malzböden.

Kilchoman Farm DestillerieKilchoman – the farm distillery 

Die Auswirkung von Torfig- oder Rauchigkeit auf Whisky wird als Phenol-Teile pro Million (PPM) ausgedrückt. Phenol ist eine Chemikalie, die beim Verbrennen von Torf entsteht. Während des Trocknungsprozesses der Gerste saugt die gemälzte Gerste das Phenol ein, das dem Getreide den typisch torfigen Geschmack gibt.
Man sieht häufig den angegebenen PPM Wert bei Produktbeschreibungen auf einer Flasche Whisky. Bei einem PPM Wert von weniger als 15 geht man von einem ‘leicht torfigen’ Whisky aus (selbst sanfte Speyside whiskies haben oftmals einen Wert um die 5 PPM). Um 20 PPM ist moderat und ab 30 PPM geht die Post ab. Der wohl torfigste Whisky, den es auf dem Markt gibt, ist Bruichladdichs Octomore Collection – eine Flasche der Octomore Edition 8.3 hat einen unfassbaren PPM Wert von 309!

Octomore - sehr torfig!Bruichladdich Octomore - er hat es in sich!

Einige der Islay Single Malt Whiskys haben die stärksten Aromen aller Malt Whiskys, eine Eigenschaft, die vielen Whiskygenießern gefällt, die von anderen jedoch weniger geschätzt wird – vielleicht weil die Nase oder Geschmacksnerven noch nicht ganz bei der Station ‘Islay’ angekommen ist. 

Meine Empfehlung: alles durchprobieren – es lohnt sich! 

Caol Ila Destillerie, IslayCaol Ila Destillerie, Islay

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Von Stef
Geschrieben am 06. September 2020
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